Weil am Rhein Fälle im Stadtgebiet erneut verdoppelt

Saskia Scherer
Doppelt so viele Straftaten wie im Vorjahr wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Weil am Rhein erfasst. Foto: Beatrice Ehrlich

Die Zahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Weiler Polizeireviers ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr nochmals stark gestiegen – auf den höchsten Wert in zehn Jahren. Die ausländerrechtlichen Delikte machen zwei Drittel der erfassten Fälle aus.

Die ausländerrechtlichen Verstöße im Zuständigkeitsbereich (11 660 Fälle) machen etwa ein Drittel der Gesamtanzahl in Baden-Württemberg (36 042) aus, hebt Revierleiterin Kathrin Mutter in ihrer Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik hervor.

Im gesamten Weiler Zuständigkeitsbereich sind im Jahr 2023 insgesamt 17 483 Straftaten erfasst worden. 2022 waren es 9261 – das bedeutet eine Zunahme von rund 88,8 Prozent. Dies ist aber im Wesentlichen auf die hohe Steigerung bei den ausländerrechtlichen Delikten zurückzuführen: 2023 wurden wie bereits erwähnt 11 660 erfasst, im Vorjahr waren es 4084 (plus 185,5 Prozent).

In einigen Bereichen führt noch ein weiterer Faktor zu einer deutlichen Erhöhung der Fallzahlen, nämlich die derzeit starke Kontrolltätigkeit an den Grenzübergängen. Ein Beispiel: Beim „Erschleichen von Leistungen“ (in der Regel Schwarzfahrer) wurden 2023 506 Fälle gezählt, 2022 waren es 319 (plus 58,6 Prozent).

Die Steigerung der Gewaltdelikte bezeichnet Mutter als besorgniserregend.

Die Weiler Revierleiterin Kathrin Mutter Foto: Beatrice Ehrlich

Ein örtlicher Schwerpunkt – und damit ein Ansatzpunkt für vorbeugende polizeiliche Maßnahmen – sei aber aktuell nicht erkennbar. Im vergangenen Jahr wurden 121 Fälle der gefährlichen oder schweren Körperverletzung erfasst (2022: 86; plus 40,7 Prozent). Eine Straftat gegen das Leben gab es laut der Statistik (2022: drei).

Die Steigerung bei den Diebstahlsdelikten (2023: 1753, 2022: 1584; plus 10,7 Prozent) ist hauptsächlich auf einen Anstieg bei den Ladendiebstählen zurückzuführen: Im vergangenen Jahr standen unterm Strich 461 Fälle, im Vorjahr waren es 334, das bedeutet eine Zunahme von rund 38 Prozent. Dies hänge mit der Bereitschaft der Geschäfte zusammen, Ladendetektive einzusetzen oder in Diebstahlsicherungen zu investieren. Taschen- und Fahrraddiebstähle sowie Autoaufbrüche sind dagegen rückläufig.

Bei den (Internet-)Betrugsdelikten wurde eine Steigerung von 37,2 Prozent verzeichnet (2023: 1354 Fälle, 2022: 987), die das Polizeirevier enorm beschäftigt. Zu den Delikten kommt laut Mutter noch eine erhebliche Zahl an Fällen, bei denen das Opfer zwar im Bereich wohnt, die Täter jedoch außerhalb. Diese werden dann dort in der Kriminalstatistik ausgewiesen. Für die Bearbeitung von Cybercrimedelikten sind speziell ausgebildete Ermittler nötig.

Mutter hebt positiv hervor, dass die Aufklärungsquote gesteigert werden konnte – sie lag 2023 bei 63,4 Prozent (ohne ausländerrechtliche Delikte), im Vorjahr bei 59,6 Prozent. Die Aufklärungsquote der Gesamtzahlen (87,7 Prozent) sei nicht aussagekräftig, da es sich bei den ausländerrechtlichen Verstößen praktisch ausschließlich um geklärte Taten handelt.

Im Stadtgebiet Weil am Rhein wurden im vergangenen Jahr 15 405 Straftaten erfasst, im Vorjahr waren es 7442, die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt. Dies liegt am Anstieg der ausländerrechtlichen Delikte von 189,5 Prozent, erklärt die Revierleiterin (2023: 11 631 Delikte, 2022: 4017). Deren Anteil an der Gesamtkriminalität liegt zwischenzeitlich bei knapp 75 Prozent und damit noch höher als im gesamten Zuständigkeitsbereich. Fast alle dort festgestellten ausländerrechtlichen Verstöße fanden im Weiler Stadtgebiet statt. Weil am Rhein dürfte landesweit die in diesem Bereich am stärksten belastete Stadt sein, schätzt die Revierleiterin. Zu beachten sei, dass es sich bei diesen Verstößen um „Formalverstöße“ handelt, welche sich nicht gegen ein „Opfer“ richten. In der Regel würden diese Straftaten von der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Aber auch ohne ausländerrechtliche Delikte ist die Zahl der Straftaten mit 11,5 Prozent (plus 394 Fälle von 3425 auf 3819) erkennbar angestiegen. Die Diebstahlsdelikte sind deutlich gestiegen – vor allem die Ladendiebstähle: 400 Fälle wurden im vergangenen Jahr erfasst, 2022 waren es 303, das bedeutet eine Zunahme von 32 Prozent.

Die Aufklärungsquote von 95 Prozent erklärt die Revierleiterin damit, dass diese Delikte von den Geschäften meist nur dann angezeigt werden, wenn Täter auf frischer Tat ertappt wurden. Die Dunkelzimmer schätzt sie als immens ein. Ebenfalls einen entscheidenden Anteil an der Steigerung haben Betrugsdelikte (2023: 747, 2022: 499; plus 49,7 Prozent). Ein „Kuriosum“ laut Mutter: der starke Anstieg bei den Beleidigungen (2023: 131, 2022: 88; plus 48,9 Prozent).

Wohnungseinbrüche

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Zuständigkeitsbereich ist zwar leicht gestiegen, bewegt sich aber weiterhin auf relativ niedrigem Niveau. 37 vollendete Einbrüche sowie 34 Versuche wurden 2023 erfasst, im Vorjahr waren es 26 und 35. Die Aufklärungsquote liegt mit 28,2 Prozent zwischenzeitlich auf einem für diese Deliktsart verhältnismäßig hohen Stand, schreibt Mutter.

Im Stadtgebiet wurden 23 vollendete Taten und 21 Versuche gezählt (2022: elf/26). Im Zehn-Jahres-Vergleich befinden sich die Zahlen aber noch auf einem verhältnismäßig niedrigen Level. Die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zu beiden Vorjahren deutlich auf 36,4 Prozent gesteigert werden (2022: 16,2 Prozent, 2021: 10,5 Prozent).

Straßenkriminalität

Auf die Bekämpfung der Straßenkriminalität – für die Öffentlichkeit „sichtbare Kriminalität“ – wird seit vielen Jahren ein Fokus gelegt. Die Zahl der Delikte im Stadtgebiet ist im vergangenen Jahr um 11,8 Prozent gesunken (2023: 584, 2022: 662). Erfreulich: Im Stadtgebiet kam es 2023 zu keiner Straftat gegen das Leben.

Auch im Zuständigkeitsbereich hat die Straßenkriminalität – nach dem deutlichen Anstieg im Vorjahr von 663 auf 919 Delikte – wieder abgenommen (2023: 806 Delikte). Sie befindet sich nun jeweils wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Pandemie.

Gewalt gegen Polizisten

Die Zahl der Übergriffe auf Polizeibeamte im Zuständigkeitsbereich ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen (2023: 38, 2022: 24). Im Berichtsjahr waren ein Drittel der Gewaltdelikte gegen Kräfte der Bundespolizei gerichtet, schreibt Mutter. Glücklicherweise sei es beim Polizeirevier zu keinen schwerwiegenden Verletzungen gekommen.

Gewaltkriminalität

Wie bereits eingangs erwähnt, hat die Gewaltkriminalität im Zuständigkeitsbereich deutlich zugenommen (2023: 157 Delikte, 2022: 113; plus 38,9 Prozent). Im Weiler Stadtgebiet wurden im vergangenen Jahr 93 Fälle verzeichnet, im Vorjahr waren es 64. Damit ist die Zahl wieder auf dem Niveau der Jahre 2014 bis 2016 angekommen.

Partnerdelikte

Ebenfalls stark gestiegen ist die Zahl der Partnerdelikte: 2023 waren es 177, 2022 121. Ein Grund könnte in der gesteigerten Bereitschaft der Opfer liegen, Taten zur Anzeige zu bringen, meint die Revierleiterin. Die Bekämpfung der Partnergewalt bildet nach wie vor einen Schwerpunkt des Polizeipräsidiums Freiburg.

Tatverdächtige

Der Anteil der unter 21-jährigen Tatverdächtigen ist im Zuständigkeitsbereich nochmals angestiegen.

Auch der Anteil ausländischer Tatverdächtiger (ohne Ausländerrecht) ist im Zuständigkeitsbereich erneut gestiegen, von 56 auf 62 Prozent. Im Stadtgebiet war ein Anstieg um sechs Prozent auf 69 Prozent zu verzeichnen. Als Hauptindikator wird nach wie vor die exponierte Lage der Stadt im Dreiländereck aufgeführt.

Zuständigkeit

Gebiet
Das Polizeirevier Weil am Rhein ist für die Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben in Bad Bellingen, Binzen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Fischingen, Kandern, Malsburg-Marzell, Rümmingen, Schallbach, Schliengen, Weil am Rhein und Wittlingen zuständig.

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